„Das Ischler Weihnachtsspiel gleicht einem Kern, um den seit seinem Anbeginn in lebendiger Frische weitere Ringe zuwuchsen, so dass aus einem ursprünglichen echten Hirtenspiel die vollendete „theatralische Vorstellung“ und dramatische Wiedergabe aller Ereignisse um die Geburt Christi von Adam und Eva über die Propheten bis zu den Heiligen Drei Königen wurde.“
(aus: „Das Ischler Krippenspiel“ von Dr. Franz Lipp; Hsg.: Ischler Heimatverein 1954)
Das traditionsreichste Krippenspiel des Landes ist vermutlich zwischen 1590 und 1630 entstanden, seine Wurzeln reichen aber bis ins 11. Jahrhundert zurück. Erste dokumentierte Niederschriften stammen aus dem Jahr 1654. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen von Univ.Prof. Dr. Franz Lipp in den 1950er Jahren handelt es sich dabei allerdings nur um Abschriften eines älteren Textes. Eine dieser Niederschriften des Ischler Weihnachtsspieles entstammt zum Beispiel dem „Ischler Codex“. Dabei handelte es sich um ein handschriftliches, in Leder gebundenes Büchlein, das allerdings seit Jahren im Privatbesitz als verschollen gilt.
Eine Blütezeit erlebte das Spiel in den 1860-er Jahren unter Pfarrherrn Ferdinand Auböck. Er ließ unter anderem seinen damaligen Pfarrer Anton Reidinger daran arbeiten. In dieser Zeit hat sich Anton Reidinger in Bad Ischl das erste Mal mit Mundart-Weihnachtsliedern beschäftigt. Das heute Berühmteste dieser Art hat er, mit den Eindrücken aus dem Salzkammergut im Kopf, wenige Jahre später bei einer seiner nächsten Stationen, im Innviertel selbst geschrieben: Es wird scho glei dumpa.
Einen besonderen Höhepunkt erlebte das Ischler Krippenspiel im Jahr 1870. Damals wurde es nicht zur Weihnachtszeit sondern im Hochsommer, am 18. August aufgeführt. Dies war anlässlich der Feierlichkeiten zum Geburtstag von Kaiser Franz Josef, der all seine Sommer in der Kaiservilla in Bad Ischl verbrachte.
Nach längeren Pausen wurde das Spiel nach beiden Weltkriegen wieder belebt. Sowohl in den 1920er Jahren als auch, angetrieben vom Ischler Stadtrat Binna, rund um Weihnachten 1945. Seit der 300-Jahr-Jubiläumsaufführung im Winter 1955/54 unter Maria Zierler wird das Stück alle vier Jahre von der Volksspielgruppe Bad Ischl aufgeführt. Nach vielen Aufführungen im Ischler Pfarrheim ist es im Jahr 2011 in die wunderschöne Kulisse der Ischler Stadtpfarrkirche St. Nikolaus gezogen.
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Quelle: Univ.Prof. Dr. Franz Lipp – Lebendiges Ischler Krippenspiel 1654-1954. Oberösterreichische Heimatblätter Jg. 9 (1955) S. 307-313.